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Forum d’art contemporain Sierre

Über das allmähliche Verschwinden der Tinte vom Papier

Graphische Werke von Vincent Chablais

Man kennt Vincent Chablais als Maler von großformatigen Bildern.
Die Zeichnung, die nach Vasari nichts anderes ist als eine anschauliche Gestaltung und Klarlegung jenes Gedankens, den man im Sinne hat und den man sich im Geiste vorstellt und in der Idee hervorbringt – die Zeichnung also, die als einfachste Materialisierung der Idee funktioniert (1), ist bei Vincent Chablais Materialisierung von Assoziationen und Stimmungen in spielerischer Manier.
Architekturen, Fassadenteile und Bauelemente, Spielsteine, puzzleartig gesetzt, widerspiegeln in ihrem Verblassen das Kommen und Gehen von Gedankenfetzen, die ihrer vermeintlichen Nebensächlichkeit trotzdem und nachhaltig wirken.
Die großformatigen Aquatinten, deren technischer Herstellungsprozess sich in diesem Fall an der Bildidee Fassade thematisiert, findet im Belassen oder Verwischen des Plattentons eine passende Grundstimmung: eine Stimmung, die bisweilen auch jene, manchen Rasterfassaden inhärente Langeweile nicht scheut.

„Façades en aquatinte de grands formats / Überblendung / idée du phénomène de l’ennui / d’utiliser le tain de la plaque inhérent à cette technique et qui diffuse une atmosphère, un air du temps qu’il fait / des humeurs / gravure à l’acide / érosion / façades géologiques / idée d’une longue observation pour comprendre un phénomène géologique / avant d’en tirer des conclusions / membrane / qui relierait l’intérieur avec l’extérieur, sans indications sur ce qui pourrait s’y tramer.“ (Vincent Chablais)

Susanne Bieri, Leiterin der Graphischen Sammlung, Schweizerische Landesbibliothek, 2003

(1 ) Erwin Panofsky, IDEA, Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte der ältern Kunsttheorie, Berlin 1989, S. ps3news.com 33.